18.01.2022
3. Mannschaft 01/2022
2. Rheinland-Pfalz-Liga Nord

SV Turm Lahnstein – SV Koblenz 03/25 III 2,5 - 4,5

Zuletzt dann ein doch klarer 4,5 zu 2,5 Sieg
Am 16.01. waren wir zu unserem 2 . Auswärtsspiel der 2. Saison unter Corona zu Gast bei den Lahnstädtern im ehrwürdigen Johnny. Vom Papier her sah es für uns, die wir unterstützt von unseren beiden Bundesliga-Cracks Doncevic und Stewart in beinah Bestbesetzung auf eine ersatzgeschwächte Lahnsteiner Mannschaft trafen, ganz gut aus.

Es sollte aber zunächst anders beginnen. Den Auftakt machte einer unserer Jugendspieler. Niclas von Rhöneck bekam es in einer wenig geläufigen Variante der Französischen Verteidigung mit einem strategisch anspruchsvollen Abspiel zu tun, bei dem der weißfeldrige Läufer des Gegners mächtig Druck auf b7 von Niclas noch nicht entwickelten Damenflügel machte. Niclas initiierte zwar ein schönes Gegenspiel, was bei exaktem Spiel vermutlich auch die Waage gehalten hätte. Aber das aktive Leichtfigurenspiel unterstützt von einem starken Läuferpaar gab Niclas Gegner die Möglichkeit zu einem taktisches Manöver, was Niclas zur Aufgabe zwang und die "Heinze" zunächst in Führung brachte.

An den ersten 5 Brettern gab es zu diesem Zeitpunkt noch von kleinen, nur eher optischen Vorteilen abgesehen, nichts Greifbares zu sehen. Anders bei unserem zweiten Jugendspieler Jonas Marquardt. Jonas hatte sich aus der Eröffnung heraus mit Weiß spielend einen die Stellung dominierenden Bauernkeil geschaffen, der ihm viel Raum gab. Seinem Gegenüber gelang es jedoch, Jonas Bauernwall am Königsflügel unter Preisgabe eines Bauern aufzubrechen und einen gefährlichen Bauernvorposten auf der g-Linie zu etablieren. Jonas musste in der Folge seine Offiziere mehr und mehr zur Verteidigung dieses Durchbruchs zurück beordern. Selbst als Jonas Gegenspieler eine Leichtfigur einstellte – der geneigte Betrachter mag den Figurenverlust als Opfer interpretieren – erforderte die Verteigung ein genaues Spiel. Die spätere Analyse zeigte, dass für Jonas Gegner durchaus Potential bestand, in Vorteil zu gelangen. Jonas tat aber genau das, was die Stellung erforderte. Er tauschte Figur um Figur, womit sein materieller Vorteil mehr und mehr zum Tragen kam und den Gegner schließlich zwang, die Segel zu streichen.

Nach dem Ausgleich war es an Andre Peiter, unser Team in Führung zu bringen. Andre konnte mit Schwarz spieltend die Eröffnung vorteilhaft für sich gestalten. Andre gelang es, seine Bauern am Damenflügel weit aufzuziehen und die offene c-Linie mit seinen Türmen zu besetzen, zu dem stellte sich für Andre ein Mehrbauer ein. Andres Gegner versucht, das für ihn leicht nachteilige Spiel als dann mit einem Königsangriff zu parieren, was jedoch weitere Schwächen in seiner eigenen Stellung zur Folge hatte. Die Einladung, aus der vernachlässigten Königsstellung Kapital zu schlagen, nahm Andre dankend an. Vor die Wahl gestellt, Matt oder Damenverlust, entschied Andres Gegner sich für die Spielaufgabe.

Die Lahnsteiner sollten aber gleich nochmal zurückkommen. Thomas Reißig hatte sich mit den weißen Steinen ein starkes Zentrum, in einer im Übrigen eher offenen Stellung, geschaffen. Das offene Spiel ermöglichte beiden Seiten Druck auf die Königsstellungen zu machen und bot Raum für diverse taktische Manöver. Nachdem Thomas für seinen Bemühungen mit einem Bauerngewinn belohnt worden war, postierte erjedoch seine Dame ungünstig. In der Folge musste er den Verlust einer Leichtfigur hinnehmen. Thomas hatte in dem anschließenden Damenendspiel für seinen Läufer zwei Bauern, was aber nach der Öffnung der Königsstellung zu wenig war, um dem Druck des zusätzlichen Läufers standhalten zu können.

Nun wendete sich das Blatt klar zu Gunsten unseres Teams. Kay traf nach der Eröffnung auf geringe bis keine Gegenwehr des Gegners, konnte schnell mit den Zentralbauern vorgehen und nach weiteren Figurenrückzügen des Gegners zwei verbundene Freibauern bilden. Diese waren so stark, dass der Gegner Material für die Beseitigung opferte, was aber letztlich in einer hoffnungslosen Stellung resultierte. Kay ist damit mit 3 aus 3 bislang der Top-Scorer unseres Teams, gefolgt von Stewart und Doncevic mit jeweils 2,5 aus 3.

Dario Doncevic hatte sich aus der Eröffnung heraus Raumvorteil am Königsflügel geschaffen. Nachdem Dario seinem Gegner am Damenflügel einen, wie sich später zeigen sollte, für das Endspiel wichtigen Doppelbauern eingerichtet hatte, gewann seine Stellung am Königsflügel und im Zentrum zunehmend an Dynamik. Um dem entgegen zu halten, war Darios Gegner gezwungen, einen Bauern vorzuziehen, der damit seine wichtige sichernde Funktion aufgeben musste, womit die Stellung von Darios Gegenüber zunehmend instabiler wurde. Als sich zudem ein gegnerischer Turm in Darios Bauerngeflecht verirrt hatte und dieser nur noch mit der Hingabe eines Bauern zu befreien war, hatte Dario am Damenflügel zwei verbundene Freibauern. Die Umsetzung einer solchen Konstellation im Endspiel in einen Sieg ist dann eine Sache der Technik und Erfahrung. Dario verfügt bekanntlich über beides. Der Mannschaftssieg war in trockenen Tüchern.

Neil hatte sich am Spitzenbrett in der Eröffnung am Damenflügel zwar Raum für ein bewegliches Figurenspiel geschaffen und einen starken gedeckten Bauern vorangetrieben, musste im weiteren Spielverlauf aber den Aufzug zweier gegnerischer Bauern am Königsflügel und den Rückzug seines Königs in das Eckfeld in Kauf nehmen. Da Neil auch noch einen Bauern gewonnen hatte, war es entscheidend, ob er diese Vorteile Gewinn bringend nutzen konnte, um seine passive Königsstellung aufzuwiegen. Neils Gegnerin verstand es aber durch permanenten Druck auf Neils offene Königsstellung den leichten materiellen und positionellen Nachteil am Damenflügel nicht erstarken zu lassen, womit sich beide letztlich auf eine Punkteteilung einigten.

In der 5. Runde haben wir am 6. Februar mit Remagen II die dortige Bundesliga-Reserve und nominell stärkste Mannschaft unserer Liga zu Gast. Es bleibt aber abzuwarten, ob Remagen unter den derzeitigen Bedingungen wirklich mit seinen 3 Titelträgern anreisen wird. Remagen wie auch wir haben die 3 bisherigen Begegnungen gewonnen, wobei Remagen mehr Brettpunkte einheimsen konnte und vor uns den ersten Tabellenplatz belegt. [UBü] ... [weiter]