12.07.2015
NATO-MM 2015
NATO Meisterschaft 2015

Der kurze Ausflug von König Knut nach Amsterdam

Vom 05. bis 10.07.2015 fand die 26. NATO Schachmeisterschaft in Amsterdam statt. Die NATO Meisterschaften werden seit 1989 jedes Jahr von wechselnden Ländern ausgerichtet und haben somit bereits eine lange Tradition. Sie werden als siebenrundiges Einzelturnier mit Mannschaftswertung ausgetragen. Je Nation können bis zu acht Spieler antreten, die in der Mannschaft ihrer Nation bzw. in NATO oder Veteranen Teams zum Einsatz kommen. Sowohl hinsichtlich der Anzahl der Spieler als auch der Nationen konnten diesjährig neue Teilnehmerrekorde aufgestellt werden: Es nahmen insgesamt 108 Spieler aus 18 Nationen teil. Die gute Organisation aber auch die offene, lebendige Atmosphäre der niederländischen Hauptstadt haben sicherlich ein Übriges dazu beigetragen. Nicht nur quantitativ sondern auch qualitativ war die Meisterschaft gut besetzt. So war erstmals seit vier Jahren wieder ein Großmeister mit am Start. Von unserem Verein waren Ulrich Bohn und Christian Marquardt für das deutsche Team im Einsatz.

Neben den sportlichen Aspekten, die natürlich im Vordergrund standen, bietet die Veranstaltung eine ausgezeichnete Plattform um nationenübergreifend Kontakte zu knüpfen, ja sogar jahrelange Freundschaften zu schließen. So ging das Turnier denn auch unter der Ägide eines erfahrenen Schiedsrichterteams in freundschaftlicher Atmosphäre völlig reibungslos über die Bühne.
Sportlich wurde allerdings mit scharfer Klinge gekämpft. Sowohl die Einzel- als auch die Mannschaftswertung, bei der die besten vier Spieler je Nation in die Wertung kommen, waren bis zur letzten Partie des Turniers hart umrungen. Die dänische Mannschaft konnte sich bis zur fünften Runde einen Einpunktevorsprung erarbeiten. In Runde sechs allerdings erlebte die dänische Equipe einen herben Rückschlag, so dass sich das deutsche Team mit einem halben Punkt Vorsprung vor Polen an die Spitze setzen konnte. In der letzten Runde – ohne direkten deutsch-polnischen Vergleich – drehte das polnische Team noch einmal mächtig auf. Die deutsche Mannschaft hielt jedoch dagegen. Ebenso wie Polen konnte sie mit 3,5 aus 4 möglichen Zählern in der letzten Runde den Vorsprung ins Ziel retten und sich mit insgesamt 21 Punkten erneut die Mannschaftswertung sichern! Als Belohnung durfte das deutsche Team unter der Mannschaftsführung von Karl Koopmeiners die sechs Kilogramm schwere Skulptur des mittelalterlichen Königs Knut aus Dänemark als Wandertrophäe – wie schon in den drei Jahren zuvor – wieder mit nach Hause nehmen. Es scheint als hätte Knut in Deutschland eine zweite Heimat gefunden.

Die Einzelwertung wurde in der letzten Runde im direkten Vergleich zwischen der deutschen Nummer eins, IM Lorenz Drabke, und dem estnischen GM Aleksandr Volodin entschieden. Volodin war mit einem halben Punkt Vorsprung in die Runde gegangen. In einer ausgeglichenen Partie musste sich Lorenz Drabke schließlich ins Remis fügen, so dass mit Aleksandr Volodin (6 Punkte) der Beste der Setzliste das Turnier gewann. Lorenz Drabke musste sich mit 5,5 Punkten nach Wertung mit dem dritten Platz zufrieden geben.

Die Platzierungen der deutschen Spieler im Einzelnen:
IM Lorenz Drabke, OSG Baden-Baden (6 Punkte / 3. Platz)
FM Helbig, Klub Kölner Schachfreunde 1967 (5,5 / 6.),
Ulrich Bohn, SV 03/25 Koblenz (5 / 7.),
Oliver Nill, vereinslos (5 / 10.),
Hans-Christoph Andersen, Godesberger Schachklub 1929 (4,5 / 20.),
Ewald Fichtner, FC Bayern München (4 / 37.);
Christian Marquardt, SV 03/25 Koblenz (4 / 33.),
Karl Koopmeiners, Godesberger Schachklub 1929 (3,5 / 63.).

Besonders hervorzuheben ist das Ergebnis von Ulrich, der neben Lorenz Drabke als Einziger ein Remis gegen den Turniersieger erreichte und insgesamt eine Turnierleistung von knapp 200 Punkten über seiner Elo-Zahl erspielte. Damit trug er nicht unerheblich zu dem Erfolg der Mannschaft bei.
Alle Informationen zu Paarungen und Platzierungen können über den Link am Ende des Artikels auf den entsprechenden NATO Chess Internetseiten (http://www.natochess.com) eingesehen werden.

Neben dem Turnier blieb dennoch Zeit für ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm:
Die Eröffnungszeremonie fand im Rathaus in repräsentativem Rahmen statt. Bei einer Grachtenfahrt konnte man die Sehenswürdigkeiten und die lebendige und zugleich dennoch entspannte Atmosphäre Amsterdams genießen. Wer am Ende des Turniers noch nicht genug vom Schach hatte, der konnte sich beim anschließenden Blitzturnier noch einmal mit den anderen messen. Abgerundet wurde die rundum gelungene Veranstaltung durch ein Bankett, nach welchem man sich von den Spielern der anderen Nationen herzlich verabschiedete und sich natürlich gleich wieder für die kommende NATO Meisterschaft 2016 in England verabredete. Selbstverständlich wird Deutschland auch dann wieder versuchen ein schlagkräftiges Team zu entsenden. [UB] ... [weiter]